Archiv für November 2011

Eichmann: Die Banalität des Bösen

Ich habe das Buch „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ von Hannah Arendt nie gelesen. Trotzdem wurde meine Vorstellung von der Persönlichkeit Eichmanns bis vor kurzen von dieser Idee des „banalen Bösen“ bestimmt. Also von einem Verwalter, für den es im Prinzip keinen Unterschied macht, ob sein Arbeit darin besteht irgendwelche Waren effizient von A nach B zu transportieren, oder Millionen Menschen in den Tod zu schicken. Ist nun mal sein Job.

Ich war deswegen etwas überrascht, als ich gestern in der Online-Presse ein Interview mit Gabriel Bach, dem stellvertretenden Ankläger im Verfahren gegen Eichmann gelesen habe. Laut ihm war Eichmann geradezu besessen von der Judenvernichtung. So sehr, dass er sogar versuchte eine Vereinbarung zwischen Hitler und Ungarns Reichsverweser Miklós Horthy zur Rettung von 8.700 jüdischen Familien zu hintergehen. Er war auch kein reiner „Schreibtischtäter“. Er fuhr höcht persönlich nach Auschwitz um die Judenvernichtung zu „optimieren“ – danach wurden dort pro Tag 12.000 statt bisher 10.000 Juden ermordet.

Der britische Historiker David Cesarani kritisiert in „Becoming Eichmann: Rethinking the Life, Crimes and Trial of a ‚Desk Murderer’“ das Buch von Arendt ausgiebig und präsentiert Belege für Eichmanns extremen Antisemitismus.

Talentshow „Die Große Chance“ auf Indisch

Fängt recht harmlos an, doch irgendwann bei 0:50 fängt der Wahnsinn an. Die Gruppe nennt sich anscheinen „Warriors of Goja“.

Schuldenbremse

Ich bin gegen die Schuldenbremse. Nicht, weil ich gegen das Sparen bin. Aber: das Österreichische AAA-Rating war in Gefahr. Und was macht unsere Regierung? Sie entscheidet sich fürs weiterwursteln. Anstatt endlich einmal mit dem Sparen anzufangen wird eben mal schnell eine Schuldenbremse in die Verfassung geschrieben, damit das unvermeidbare einfach noch ein paar Monate oder Jahre länger hinausgeschoben werden kann. Mal ganz davon abgesehen, dass es noch nicht mal ein Jahr her ist, dass die Regierung das Budget zwei Monate zu spät präsentiert hat um bei den Wahlen besser dazustehen – und damit die Verfassung gebrochen hat.

Irgendwann wird man mit dem Sparen anfangen müssen – spätestens halt dann, wenn uns niemand mehr unsere Staatsanleihen abnimmt.

Robert Misik ein Euro-Gegner?

Robert Misik – linker österreichischer Intellektueller – ist ein Fan von Paul Krugman und verlinkt auch regelmäßig sein Blog. Und Krugman ist ein sehr passionierter Euro-Gegner – war das schon vor der Einführung des Euro und sieht sich jetzt natürlich täglich neu bestätigt.

In seinem Blog-Eintrag Die Ideologenmärchen von der „Staatsschuldenkrise“ will Misik beweisen, dass die jetzige Eurokrise nicht durch die Staatsschulden ausgelöst wurde. Und er verlinkt und zitiert dazu zum  Artikel Legends of the Fail von Krugman.

Krugman schreibt darin dass die Schulden Griechenlands kein Problem währen, wenn Griechenland seine eigene Währung hätte. Im Notfall könnte dann immer noch die griechische Zentralbank die Staatsanleihen kaufen.

In particular, since euro-area countries can’t print money even in an emergency, they’re subject to funding disruptions in a way that nations that kept their own currencies aren’t — and the result is what you see right now.

Damit hat er natürlich recht (von den Problemen einer zu lockeren Geldpolitik mal abgesehen) – aber wenn man fordert, dass alle europäischen Staaten ihre eigenen Zentralbanken haben sollen, dann stellt man sich damit vollkommen automatisch gegen jede Form der gemeinsamen europäischen Währung.

Damit stellt sich die Frage: ist Misik ein Euro-Gegner – was eine ziemlich außergewöhnliche Position in er europäischen Linken wäre? Oder hat er nicht verstanden, worauf der Kritik von Krugman hinausläuft?

Davon abgesehen würde mich irgendwann mal interessieren, was für Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Krugman eine gemeinsame Währung erlauben würde. Soweit ich weiß kann Kalifornien nämlich auch nicht seine eigene Währung drucken – und dort hat Krugman noch nie die den Austritt aus dem Dollar gefordert, trotz einer ähnlich desaströsen Schuldensituation wie in Griechenland.

Frühpensionen und Konjunktur (Update)

Nach dem Beschluss der Schuldenbremse im Ministerrat sieht das WIFO die Konjunktur in Gefahr. Der WIFO-Exprerte Marcus Scheiblecker sagt dazu:

Schritte zur Eindämmung der Frühpensionen dagegen würden die Nachfrage dagegen sehr tangieren

Ich versteh wirklich nicht, warum Frühpensionierungen gut für die Konjunktur sein sollen. Erstens steht den frühpensionierten Personen weniger Geld zur Verfügung und außerdem produzieren sie nichts mehr. Wie kann es gut für die Konjunktur sein, wenn Menschen aufhören zu Arbeiten – und dafür auch noch Geld bekommen?

Update: Ich habe Marcus Scheiblecker in einem Mail gefragt, warum Frühpensionierungen schlecht für die Konjunktur sind. Er schreibt, dass man das zweifach argumentieren kann: erstens könnten die freigewordenen Stellen durch Menschen nachbesetzt werden, die vorher noch keine Arbeit hatten – dadurch haben diese mehr Geld zur Verfügung. Andererseits kann man das auch makroökonomisch sehen: die Frühpensionierungen kosten Österreich viel Geld. Wenn sich der Staat dieses Geld (zum Teil) nicht durch Steuern holt (sondern durch neue Schulden), dann steht dieses Geld für zusätzlichen Konsum zur Verfügung.

Das ist (kurzfristig) natürlich alles Richtig – nur auch nicht gerade ein Zukunftsmodell.